Warum Schlösser selten einen echten Sicherheitsgewinn bringen und welche Faktoren wirklich zählen.
Immer wieder erreichen uns Anfragen von Betreibern, Planern oder Architekten, ob eine abschließbare Labordurchreiche möglich oder sogar notwendig sei. Die klare Antwort: Weder Normen, Richtlinien noch Hygienestandards verlangen eine Abschließfunktion. Meist handelt es sich um einen Wunsch, der aus einem subjektiven Sicherheitsgefühl heraus entsteht – nicht aus einer realistischen Gefährdungsanalyse.
Erst die Größe, dann die Sicherheit
Bevor über Schließmechanismen nachgedacht wird, muss die Dimension der Öffnung definiert werden. Wie im Beitrag „Labordurchreiche Maße & Größe“ erläutert, ist eine praxisgerechte Öffnung (23 × 23 cm oder 29 × 29 cm Wandöffnung) der wichtigste Faktor. Große Öffnungen erhöhen nicht automatisch die Sicherheit, sondern oft nur den ungenutzten Hohlraum.
Patientenseite bleibt offen
Die Patientenseite einer Labordurchreiche muss offen bleiben, um jederzeit Proben einstellen zu können. Damit liegt das größte theoretische Risiko – z. B. Manipulation von Proben – ohnehin außerhalb der Kontrolle eines Schlosses auf der Laborseite. Ein Verschluss würde hier keine wirksame Schutzfunktion übernehmen.
Laborseitiges Abschließen – Theorie vs. Praxis
Das Abschließen auf der Laborseite bringt im Alltag kaum Vorteile. Türen werden in der Praxis häufig offen gelassen, weil der Raum stark frequentiert wird. Ein Schloss bedeutet zusätzlichen Aufwand, erhöhten Verschleiß und längere Handgriffe – ohne spürbaren Sicherheitsgewinn.
Hygiene und Konstruktion
Jedes zusätzliche Schloss bringt Kanten, Fugen und Bauteile mit sich, die die Reinigung erschweren. Glatte, reduzierte Oberflächen sind dagegen Standard im Laborbau und fördern die Hygiene.
Die psychologische Komponente
Der Wunsch nach einer Abschließfunktion ist oft psychologisch motiviert: Ein Schloss „fühlt“ sich sicher an. In der Beratung zeigt sich jedoch, dass bauliche Lösungen wie kleinere Öffnungen, klare Ablageorganisation oder optimierte Patientenführung einen deutlich höheren Sicherheits- und Hygieneeffekt haben.
Fazit
Eine abschließbare Labordurchreiche ist in der Praxis kaum notwendig. Wer Sicherheit, Funktionalität und Hygiene im Blick behalten will, sollte zuerst die richtige Größe wählen, den Arbeitsablauf optimieren und auf eine klare Organisation setzen – statt auf Schlösser, die im Alltag meist ungenutzt bleiben.